Die Fotografie von Nordlichtern und die Astrofotografie haben gemeinsam, dass es dunkel ist, wenn man mit der Kamera draußen hantiert.* Um gleich zum Punkt zu kommen für die „Arbeit“ im Gelände: es ist dunkel, wir sehen wenig und auch auch Kamera sieht weniger und kann kann unter Umständen nicht fokussieren. Und dieses ist die Quelle so manchen Frusts; wir finden nicht die Knöpfe am Gerät, um die gewünschten Einstellungen vorzunehmen, die Kamera macht nicht das, was wir wie selbstverständlich von ihr verlangen und teilweise wissen wir auch gar nicht, was wir überhaupt einstellen müssen, um ein halbwegs anständiges Ergebnis zu erhalten. Und wenn man nach gequälten Minuten des vergeblichen Probierens dann die Stirnlampe einschaltet (oder versucht mit der Handy-Taschenlampe Licht ins Dunkel zu bringen, wodurch aber schon wieder eine Hand belegt ist, die man aber zum Einstellen des Stativs benötigt…), zieht man sich unwillkürlich den Unmut der benachbarten Himmelsguckern zu. Will sagen, man sollte sich vorher überlegen, was man will und wie man es macht. Übung macht den Meister und auch schon vor einer teuren Nordlichtreise ein, zwei mal spät abends durch die heimische Gegend zu ziehen und den Sternenhimmel einzufangen, hilft enorm.
Dunkle Orte und Sternenparks: Wer nicht nur mal eben abends vor die Tür gehen will, kann planen, wo es hin gehen soll, um einen möglichst dunklen Standort zu finden, der möglichst wenig von Streulicht beeinträchtigt ist. Die Lichtverschmutzungskarte hilft dabei (https://www.lightpollutionmap.info/). Ebenso gibt es ausgewiesene Sternenparks, wo man nachts mit wenig störendem Licht rechnen darf. In Eifel, Röhn und Harz gibt es solche Gebiete, aber auch noch in anderen Landesteilen Deutschlands und natürlich auch in vielen anderen Ländern. Wer nicht gleich in den Flieger steigen will, um sehr dunkle Dunkelheit zu genießen, darf sich natürlich auch in die Berge begeben oder auch auf die Halbinsel Skagen, ganz im Norden Dänemarks.
Bei Nordlicht- und Astrofotografie versuchen wir möglichst viel des spärlichen Lichts einzufangen. Da sich die Nordlichter im Gegensatz zu den Sternen aber recht schnell bewegen, versuchen wir, die Belichtungszeit recht kurz zu halten, um die feinen Strukturen der Fahnen und Fackeln sichtbar zu machen. Belichtungszeiten zwischen einer und fünf Sekunden sollten hier das Ziel sein. Geben Kamerasensor und Objektiv dieses nicht her, muss die Belichtungszeit natürlich länger gewählt werden auf die Gefahr hin, dass die feinen Strukturen mit zunehmender Zeit immer flächiger und verwaschener werden. Bei der Sternenfotografie kann man dagegen länger belichten, man sollte nur vermeiden, dass die Sterne Striche ziehen durch die Erdrotation; … es sei denn, dieses ist ausdrücklich gewollt. Die 300er-Regel ist dafür ein Anhaltspunkt: Teilt man 300 durch die Brennweite seines Objektivs hat man die Dauer der möglichen Belichtungszeit in Sekunden, ohne dass die Sterne als Streifen dargestellt werden. Bei einem 300 mm-Teleobjektiv wäre dieses entsprechend eine Sekunde, bei einem 100 mm-Tele also 3 Sekunden und bei einem 20 mm Weitwinkelobjektiv 15 Sekunden. Diese Formel gilt für Vollformat-Kameras. Hat Ihre Kamera einen kleineren Sensor wird für die Objektiv-Brennweite in aller Regel ein Verlängerungs-Faktor angegeben. Dieser muss bei der o.g. Formel 300/Brennweite dann natürlich für die Brennweite Ihres Objektivs berücksichtigt werden. Eine Startracker-Montierung für das Stativ erlaubt es, die Erdrotation auszugleichen und man kann längere Belichtungen von Sternen und Himmelsobjekten (… also keinen Vögeln) einstellen. Da die Kamera aber jetzt mit den Sternen mitgeführt wird nur der Hinweis, dass bei Aufnahmen, die auch den Horizont mit beinhalten, nun dieser unscharf wird.
Blendenöffnung (f) und Empfindlichkeit (ISO): Je größer die Blende, also die Lichtöffnung Ihres Objektivs, desto mehr Licht wird auf den Sensor gebracht. Da die Lichtstärke eines Objektivs immer in dem Verhältnis Blenden-(Öffnungs-)Durchmesser zu Brennweite ausgedrückt wird, ergibt sich daraus für die Lichtstärke „f“ z.B. ein Wert von 1/2,8. Der Einfachheit halber wird dann aber gesagt, dass das Objektiv eine maximale Blende von 2,8 hat. Ist die Blendenöffnung aber doppelt so groß, also 2 cm, wäre das Verhältnis 2/2,8 oder 1/1,4. Ein solches Objektiv mit einer Lichtstärke von 1,4 sammelt gegenüber einem Objektiv mit einer Lichtstärke von 2,8 aber viermal soviel Licht, da die Kreisfläche um den Faktor vier ansteigt, wenn sich der Durchmesser verdoppelt. Verstanden? Man muss nur wissen, dass je niedriger die Zahl ist, desto lichtstärker ist ein Objektiv. Und ein Objektiv der Lichtstärke 2 (was schon ganz gut ist) sammelt viermal soviel Licht wie ein Objektiv der Lichtstärke 4 was oftmals die Lichtstärke von einfachen Standard-Zoomobjektiven ist. Viermal soviel Licht bedeutet auch, dass man ggf. 2 Sekunden belichten kann, wo jemand mit der lichtschwächeren Linse 8 Sekunden belichten muss um die gleiche Helligkeit des Bildes zu erlangen. Und dann sind da noch die Empfindlichkeits-Werte, also die ISO-Zahl. Tagsüber macht man sich da meist kaum Gedanken und hat die Kamera auf Auto-ISO stehen. Nachts macht es Sinn, die Empfindlichkeit möglichst hoch zu stellen, um die Belichtungszeit zu verkürzen, aber nur so hoch, dass noch kein störendes Bildrauschen entsteht. Dieses Bildrauschen entsteht, wenn die Pixel des Sensors nicht genügend Lichtinformationen sammeln können um eine Farbe eindeutig zuzuordnen. Nachts, wenn Teile des Bildes einfach schwarz sind, wird dieses vom Sensor dann teils falsch ausgelesen und Pixeln werden Farben zugeordnet, die nicht richtig sind. Ab einem gewissen Maß ist dieses Rauschen dann im Bild störend und gerade bei schwarzen oder sehr dunklen Flächen tritt dieses auf. Meist erkennt man dieses aber erst bei der Betrachtung am PC oder auch schon an der Kamera, wenn man eine stark vergrößerte Aufnahme betrachtet. Hat man den Eindruck, das Rauschen stört das Bild, muss man die Empfindlichkeit etwas herunter regeln, ggf. die Belichtung verlängern und noch eine Testaufnahme machen. Als Richtwerte können hier gelten, dass Iso-Werte zwischen 1000 und 2000 brauchbare Ergebnisse liefern sollten, ohne dass das Bild zu sehr rauscht. Was ihre eigene Kamera kann, können Sie durchaus auch im eigenen Heim in einem abgedunkelten Zimmer einmal ausprobieren.
Und die Haltehilfe? Um ein Stativ kommen Sie nicht herum, wenn es darum geht, verwackelungsfreie Bilder zu machen. Es sollte nicht zu filigran sein, denken Sie daran, dass es im Norden auch einmal recht windig sein kann und nicht schon der leichteste Windstoß zu Vibrationen in der Gerätschaft und dann auf dem Bild führen soll. Wichtig ist aber auch hierbei, dass Ihnen die Handhabung des Stativs auch bei fehlendem Licht leicht fällt. Ein klapp- und schwenkbares Display an der Kamera hilft gerade bei nicht so hohen Stativen, dass man nicht ständig in ungewohnten Körperhaltungen durch den kleinen Sucher schauen muss, wo neben dem Bild noch die Bildparameter (Belichtungszeit, Blende, ISO-Zahl) angezeigt werden.
Das künstliche Licht! Kaum jemand wird ohne Stirnlampe auskommen, sei es nur, um in der Dunkelheit auch sicher sich zu seinem Standort zu bewegen und von dort wieder zurück zum Fahrzeug oder zur Unterkunft. Vor Ort bei der Betrachtung oder beim Fotografieren wäre es schön, so wenig wie möglich von der Lampe gebrauch zu machen. Und wenn es doch unbedingt nötig ist, dann kündigen Sie dieses bitte vorher an oder noch besser, Sie fragen ob es gerade geht oder ob ggf. jemand fotografiert und das Licht das Bild stören könnte. Nehmen sie eine Stirnlampe mit, die auch rotes Licht machen kann. Das rote Licht verhindert, dass sich die Pupillen verengen und man nach Ausschalten des Lichts quasi im Dunklen steht.
Und nun noch wenige Worte zu Autofocus und Weißabgleich. Nächtliche Aufnahmen bereiten dem Autofocus Schwierigkeiten. Da die Objekte unserer Begierde aber ohnehin maximal weit weg sind, kann auf „unendlich“ fokussiert werden an einem genügend hellen Stern oder einer weit entfernten Laterne, dem Mond oder so und dann schaltet man den Autofocus aus, bzw. auf manuellen Focus um und lässt es so. Auch diese Einstellung im Menü, am Kamera-Gehäuse oder am Objektiv sollte man kennen, damit nachts nicht das hektische Suchen beginnt, wenn schon schöne Nordlichter am Himmel tanzen, der Autofocus aber ständig orgelt, da er keine Fokuspunkte ausmachen kann…; Die Einstellung des Weißabgleichs ist dagegen eher eine Feinheit, aber durchaus eine relevante. Der Auto-Weißabgleich kann schon zu sichtbaren Farbunterschieden auch des Nachthimmels führen, wenn irgendwo noch Restlicht der Dämmerung, Siedlungslicht oder auch nur eine Laterne im Bild ist. Dreht man die Kamera ein kleines Bisschen und der Einfluss dieses Lichts wird geringer, kann auch der Auto-Weißabgleich sich ändern und bei sehr ähnlichen Bildausschnitten ist die Farbwirkung auf einmal doch deutlich unterschiedlich, was ärgerlich ist. Stellen Sie den Weißabgleich auf „Sonne“, schließlich fotografieren wir nachts Sterne (auch bei der Nordlichtfotografie), und Sterne sind schließlich Sonnen mit der gleichen Farbtemperatur. Dann wird die Farbdarstellung des Himmels und auch der Sterne richtig sein und sich auch von Bildausschnitt zu Bildausschnitt nicht ändern.
Selbstauslöser und Fernbedienung? Den Selbstauslöser der Kamera vielleicht auf 2 Sekunden einzustellen macht durchaus Sinn, Sie vermeiden Verwackelungen durch das Drücken des Auslösers, da die Kamera in der Vorlaufzeit ausgewackelt sein sollte. Fernauslöser können Sinn machen, wenn Sie die Kamera ansonsten nicht in ihrer Position verändern wollen und eigentlich immer nur wieder auslösen wollen. Der Vorteil liegt darin, die Hände nicht aus der Tasche nehmen zu müssen, gerade wenn es sehr kalt und zugig sein sollte. Da aber nach der Erfahrung ständig irgendwie doch an der Kamera herumgestellt wird, kann man dann auch manuell auslösen; darauf kommt es auch nicht mehr an, da müssen Sie dann eben durch, kalte Finger hin oder her!
Und die Stromversorgung? Die ist in der Tat wichtig. Die Kameras kühlen aus und damit werden auch die Akkus kälter und verlieren Leistung. Ersatzakkus sollte man dabei haben und möglichst in der Hosentasche oder in der Jacke warm halten. Akkus, die ihren Dienst kältemäßig quittiert haben, kann man auch mit der Körperwärme wieder ein wenig zum Leben erwecken und ggf. noch einmal wieder einsetzen.
Liebe geht durch den Magen und das Licht geht durch das Objektiv. Und ob wir das Resultat unserer Bemühung schließlich lieb gewinnen, hängt eben auch von der Güte unserer Linsen ab (… also der Glas-Linsen, nicht der Teller-Linsen). Zoom-Objektive haben mehr verbaute Glaselemente als Festbrennweiten und damit potenziell auch mehr Fehlerquellen. Jedes Glaselement und jeder Phasenübergang des Lichts von Glas zu Gas verändert den Lichtimpuls ein wenig. Meist ist das tatsächlich wenig bis gar nicht störend. Bei der Fotografie des Nachthimmels haben wir es aber mit punktförmigen Lichtquellen zu tun, vorausgesetzt der Himmel ist klar. Und hier stoßen viele Objektive an ihre Grenze und verzerren die Sterne gerade in den Ecken des Bildes zu kleinen Mondsicheln. Meist fällt auch das erst einmal kaum auf; wenn Sie diesen Effekt aber bei Ihren Bildern festgestellt haben und dieses auch nicht verschwindet, selbst wenn Sie die Blende ein bis zwei kleine Schritte zudrehen (also von 2,0 auf 2,2 oder 2,4), spätestens dann sind die Tage dieses Objektivs für die Nachtaufnahmen gezählt und Sie schauen nach einem neuen, versprochen!
Und Polarlichtaufnahmen mit dem Handy? Ich bin weit entfernt davon zu sagen, dass das Hokuspokus ist, aber ich denke es zumindest. Um die Bedienung der Smartphone-Kamera über das manuelle Menü oder über den Nachtaufnahme-Modus kommt man dabei natürlich nicht herum, aber auch hier ist der Einsatz eines Stativs unverzichtbar. Oft erscheinen die Ergebnisse zunächst auf den kleinen Displays der Handys doch recht akzeptabel; „schau einmal, hier die Polarlichter mit meinem Handy aus der Hand, das sind doch tolle Bilder, oder? Ihr mit Euren teuren Kameras, das kann mein IPhone auch“. Bei der Betrachtung der Bilder auf einem Laptop oder PC-Bildschirm habe ich aber beim Vergleich noch kein Smartphone-Bild gesehen, das auch nur annähernd an das einer halbwegs anständigen System- oder Bridgekamera herankam. Aber ich bin immer offen für alles, zeigen Sie mir, dass es doch geht 🙂
Und was soll alles auf das Bild? Das müssen Sie selber wissen, Fotografie ist schließlich ein kreativer Prozess und Ihrer Kreativität will ich nicht störend etwas anflanschen. Nur soviel: nur Himmel ohne Horizont wirkt selten. Selten heißt aber nicht nie und so gilt auch hier: ausprobieren!
Die Bewegung des Nordlichts festhalten im Film: Auch dafür kann ich nur jedem Mut machen, sich daran zu versuchen. Auch wenn bei einem starken Nordlichtereignis die Lichter deutlich wahrnehmbar tanzen, wird man dieses so kaum auf den Sensor bannen können. Schon eine gute Kamera mit einem lichtstarken Objektiv benötigt für ein gutes Nordlichtbild sagen wir einmal eine Sekunde Belichtungszeit. Für einen flimmerfrei laufenden Film benötigen Sie ca. 25 Bilder pro Sekunde. D.h. ein Film mit einer für einen Film brauchbaren Bildersequenz läuft im Zeitraffer mit 25-facher Geschwindigkeit ab. Das ist der Grund, warum viele Nordlichtfilme immer recht hektisch aussehen. Für einen 10-Sekunden Nordlichtfilm benötigen Sie also 250 Bilder á 1 Sekunde Belichtungszeit. Mit den kurzen zeitlichen Zwischenräumen zwischen den Aufnahmen kommen Sie also ungefähr auf 5 Minuten Aufnahmezeit.
*(Wir sprechen hier von den Fotografierenden, die sich für die Aufnahmen persönlich mit der Kamera in der Hand zu der entsprechenden Zeit im Gelände bewegen. Wir wollen aber auch die Profis mit ferngesteuerten Montierungen und live Bildübertragungen auf den PC im warmen Kämmerlein nicht vergessen. Auch die dürfen all dieses hier lesen und betrachten. Und natürlich freuen wir uns, wenn wir auch jemanden von der sehr fortgeschrittenen Liga zu unseren Reisen und Geländegängen begrüßen dürfen.)
Nordamerika-Nebel (NGC7000) im Sternbild Schwan
Planetarischer Ringnebel M57 im Sternbild Leier
Lichtglocke über dem nördlichen Ruhrgebiet
Horizontleuchten von Dörfern und Städten